Als Beitrag zur Blogparade »Konstruktion und Kommunikation von Wissen mit Wikis« von Johannes Moskaliuk möchte ich meine Erfahrungen mit der Einführung eines Wikis beim StuRa Freiberg teilen. Der StuRa (Studentenrat) ist in Sachsen das fakultätsübergreifende Organ der studentischen Selbstverwaltung und mit dem westdeutschen AStA vergleichbar. In Freiberg besteht der StuRa aus bis zu 18 Mitgliedern (jeweils 1–3 pro Fakultät), die ehrenamtlich und ohne Aufwandsentschädigung tätig sind.
Wir (die Techniker) haben die Einführung eines Wikis zur Unterstützung der internen Kommunikation schon längere Zeit für sinnvoll gehalten und uns unterschiedliche Systeme angesehen. Dabei hatten wir folgende Anforderungen:
- Als Datenbank sollte nicht MySQL zum Einsatz kommen. Wir
wollten entweder PostgreSQL oder (noch lieber) Textfiles als
Backend. - Die Benutzerverwaltung musste mit LDAP realisierbar sein, da wir
darüber bereits alle Accounts verwalteten und wir vermeiden wollten,
alle Benutzer mehrfach pflegen zu müssen. - Die Bedienung musste so einfach wie möglich sein, um die Schwelle
für die Anwender sich mit dem System auseinanderzusetzen so niedrig
wie möglich zu halten.
Welche Wiki-Werkzeuge gibt es? Welche Eigenschaften haben Sie, welche Vorteile, welche Nachteile? Wie ist ihre Bedienbarkeit, wozu können Sie eingesetzt werden? Welche Kombination mit anderen Tools sind sinnvoll und weiterführend?
Eine große Hilfe bei der Auswahl war uns die Seite wikimatrix.org, die eine Vielzahl von unterschiedlichen Wikis miteinander vergleicht (derzeit 102). Ein Wizzard ermöglicht es, sehr schnell die in Frage kommenden Systeme zu finden, die man dann gezielt einzeln unter die Lupe nehmen kann.
Wir haben uns letzten Endes für DokuWiki entschieden, da es hervorragend dokumentiert ist, keinen überflüssigen Schnickschnack mitbringt, sich viele Funktionen über Plugins nachrüsten lassen und schlicht und ergreifend einfach funktioniert (insbesondere die LDAP-Anbindung war hier so unkompliziert wie bei keinem anderen System, das wir uns angesehen haben).
Welche erfolgreichen Projekte gibt es, die auf Wikis setzen? In welchen Kontexten werden Wiki eingesetzt? Welche Probleme traten auf, wie wurden sie gelöst?
Mittlerweile ist DokuWiki im internen Bereich seit über 1,5 Jahren im Einsatz und enthält gut 400 Seiten. Die Resonanz seitens unserer Anwender ist durchwachsen. Während einige die Möglichkeiten, die das Wiki bietet, erkannt haben und es dementsprechend nutzen, sind andere deutlich zurückhaltender und tun sich auch schwer damit z.B. neue Seiten sinnvoll in die bestehende Hierarchie einzugliedern, so dass sie auch gezielt auffindbar sind.
Dabei bin ich durchaus der Ansicht, dass wir einiges getan haben, um unseren Usern einen problemlosen Einstieg zu ermöglichen. So haben wir eine Hilfe-Seite angelegt, auf der die wichtigsten Funktionen in aller Kürze erklärt werden (mit Links zu weiterführenden Informationen), das Wiki grob vorstrukturiert, damit die Leute nicht vor einer weißen Seite stehen und Angebote gemacht, die Bedienung des Wikis ausführlich und persönlich zu erläutern.
Aber es ist wirklich schwer einzuschätzen, wie der »gemeine Anwender« tickt. Erst kürzlich erreichte uns eine Anfrage, ob wir das Wiki umgestalten könnten, so dass es wie die Wikipedia aussieht — dazu ist mir offen gestanden nichts mehr eingefallen. Vielleicht hätten wir gut daran getan, das Ganze von vornherein z.B. »Sturapedia« oder so zu nennen… Was ich damit sagen will ist, dass der Erfolg oder Misserfolg eines neuen Kommunikationsmediums von vielen Faktoren abhängt, die nur schwer abschätzbar sind; unterm Strich liegt es in den Händen der User, ob ein Wiki eine Eigendynamik entwickelt oder nicht.
mich würde ja mal ein screenshot des Systems interessieren. vielleicht ist es ja wirklich so minimalistisch, dass vielen Nutzern der Spaß vergeht… (Technikern ist da ja alles zuzutrauen (-; )
@Stephan: Wir haben das Standardaussehen von DokuWiki beibehalten. Es ist wohl nicht spektakulär, aber als “abschreckend” würde ich es auch nicht bezeichnen.
Hiermit oute ich mich als vormaliger User des Freiberger StuRa-Wikis und möhte anfügen, dass ich viele Jahre StuRa hinter mir habe und noch die Zeiten kenne, wo eine Mailingliste und eine Homepage die nur von den einem gepflegt wurde das Höchste der Gefühle waren.
Insofern sind die Möglichkeiten die das Web 2.0 bietet, grade auch für den StuRa eigentlich die perfekte Möglichkeit das Wissen konzentriert und strukturiert zu sammeln und es nachfolgenden Generationen zur Verfügung zu stellen. Das gilt umso mehr, als das viele Studenten nur noch kurze Zeit beim StuRa bleiben und damit eine hohe Personalfluktuation vorhanden ist. Meiner Meinung nach gibt es nichts was an dieser Stelle sinnvoller ist als ein Wiki, das DokuWiki ist auch für Anfänger sehr einfach zu bedienen vor allem wenn man eine persönliche Einführung bekommt und kompetente Ansprechpartner in Anruf- oder Mailreichweite sind.
Ich glaube es gibt 2 grundsätzliche Probleme bei den Anwendern. Das erste sind schlicht und ergreifend Berührungsängste mit einem System was man nicht kennt. Da hilft in erster Linie ein anfängliches an-die-Hand-genommen-werden. Vorrausgesetzt Problem Nr. 2 tritt nicht auf und das ist schlicht Ignoranz oder Unwillen sich mit dieser Kommunikationsform überhaupt auseinaderzusetzen. Warum das so ist, weiß ich auch nicht. Ich denke aber dass es viele Leute gibt für die moderne Kommuniktionsmittel einerseits so selbstverständlich sind, dass sie andererseits gar nicht mehr wissen oder verstehen *wie* diese Mittel auch sinnvoll eingesetzt werden und auch der Wille fehlt sich dieses Wissen anzueignen. Vielleicht weil die Leute meinen sie wüssten schon alles.
@Stephan: Das DokuWiki ist auch mit Standardaussehen sehr freundlich und lenkt vor allem nicht vom Inhalt ab ;-)